Housing ist ein Feature, das sich die Spieler von WoW schon seit vielen Jahren wünschen. Mit Midnight – und für Vorbesteller sogar schon mit Patch 11.2.7 – wird dieser Wunsch nun Wirklichkeit. Doch was steckt alles hinter dem Feature, welchen Content bieten die Nachbarschaften und wird es sich wieder so isoliert anfühlen wie die Garnisonen in Warlords of Draenor? Genau diesen Fragen bin ich auf der Gamescom nachgegangen. So habe ich nicht nur eine knappe Stunde das Housing auf der Messe ausprobiert, sondern durfte auch mit Toby Ragiani und Laura Sardinha, zwei Entwicklern von Blizzard, darüber sprechen.
Wie lange ist das Housing schon in Entwicklung? Die erste Planphase zu dem Feature begann etwa im Zeitraum von Legion, wie mir die Entwickler verraten haben.Man wollte es von Anfang an richtig umsetzen und hat sich entsprechend viel Zeit gelassen.
Wie kann man das Housing aktivieren? Wer direkt ein eigenes Haus haben möchte, muss erstmal eine kleine Ingame-Gebühr bezahlen. Danach bekommt ihr ein Grundstück, auf dem ihr sowohl draußen als auch in eurem Haus dekorieren könnt. Dieses Grundstück befindet sich in einer Nachbarschaft, die aus bis zu 50 Spielern bestehen kann. Derzeit gibt es zwei optische Arten von Nachbarschaft, die sich entweder am Wald von Elwyn oder Durotar orientieren.
Wie funktionieren die Nachbarschaften? Nachbarschaften können sowohl öffentlich als auch privat sein. Auf den öffentlichen werden zufällige Spieler eures Servers zusammengepackt, die jedoch dauerhaft bestehen bleiben. So könnt ihr neue Spieler kennenlernen und sogar gemeinsame Events erledigen. Wer darauf keine Lust hat, kann wahlweise mit seiner Gilde oder sogar einer Freundesgruppe eine eigene Nachbarschaft hochziehen. Allerdings benötigt ihr eine Mindestzahl von Spielern dafür, damit die Zone nicht leer wirkt. Die genaue Zahl konnten mir die beiden Entwickler jedoch aus dem Stand nicht sagen. Sollte eine Gilde mehr als 50 Spieler haben, wird eine zweite Nachbarschaft gegründet, die jedoch mit der anderen zusammenhängt, wenn es etwa um den Fortschritt für die Events geht.
Einmal pro Monat wird es eine solche Event-Woche geben. In dieser bekommen die Mitglieder verschiedene Aufgaben, um darüber Dekorationen und Fortschritt für die eigene Nachbarschaft freizuschalten. Housing ist also kein isoliertes Feature, sondern setzt auf Zusammenarbeit. Zudem wird es saisonale Dekoration geben, um die Nachbarschaft selbst etwa dem Winterfest oder Halloween anzupassen.
Die Events haben aber auch einen persönlichen Vorteil. Denn das Housing kommt mit einem Level-System daher. Anfangs könnt ihr nur ein kleines Haus bauen und wenig Dekoration einsetzen, doch je aktiver ihr in der Nachbarschaft seid und je mehr Dekorationen ihr besitzt, desto pompöser könnt ihr bauen.
Was passiert jedoch, wenn eure Nachbarschaft langsam ausstirbt? Laut den Entwicklern könnt ihr die Aktivität eurer Nachbarn im Interface verfolgen. Seid ihr unglücklich mit dieser, könnt ihr mit eurem gesamten Grundstück in eine neue Nachbarschaft ziehen. Das geht auch, wenn ihr etwa von einer öffentlichen in eine private wechseln möchtet. Alles wird mit umgezogen und ihr verliert weder Fortschritt noch den Aufbau eures Hauses.
Doch wie funktioniert das nun mit dem Housing selbst? Ihr startet anfangs mit einem kleinen Eingangsbereich. An diesen könnt ihr dann im Floorplan neue Räume anhängen. Diese sind wahlweise viereckig, in Kreuz- oder T-Form oder als Oktagon angeordnet. Zudem gibt es Treppenhäuser für zusätzliche Stockwerke. Dabei gibt es kein direktes Raum-Limit, aber eine Maximalgröße für euer Haus. Diese steigt mit höherem Level an, aber irgendwann habt ihr trotzdem das Maximum erreicht. Die höchste Etage liegt übrigens im fünften Stock.
Jeder Raum lässt sich, was den Boden und die Wände angeht, individuell anpassen. Zu Release gibt es fünf verschiedene Arten, inspiriert unter anderem von Stormwind und Silbermond, wobei das in Zukunft noch erweitert werden soll. Doch ein Raum selbst kann auch noch unterteilt werden, denn ihr könnt freischnauze Wände ziehen und Türen einsetzen. Ich habe in einem großen rechteckigen Raum einfach einen kleinen Schlafbereich abgegrenzt.
Das Bauen funktioniert dabei auf zwei Arten: eine einfache Version, bei der Dinge automatisch an Wänden, auf dem Boden oder auf dem Tisch platziert werden, und ein Advanced-Mode, bei dem ihr Dinge frei bewegen, in der Größe verändern und auch in andere Dinge hineinclippen könnt. Das bietet extrem viel Freiheit beim Dekorieren und war so auch von Anfang an geplant. Man möchte nicht unbedingt auf Realismus, sondern lieber auf die Freiheit der Community setzen. Die Gesamtzahl der Dekorationen, die ihr nutzen könnt, soll in den Tausenden liegen.
Welche Dekorationen gibt es? Es gibt verschiedene Möbel, Wandbilder, Pflanzen, Beleuchtungen, Nahrungsmittel und sogar einige interaktive Elemente, etwa Kerzen, die man auspusten kann. Einzig bei den strukturellen Elementen – also Wänden, Türen und Co. – könnte die Auswahl ein bisschen größer sein. Trotzdem bietet das System derzeit alles, um sich ein gemütliches Zuhause einzurichten.
Was das Dekorieren des Außenbereichs angeht, so gab es auf der Gamescom keine Möglichkeit, um das auszuprobieren. Allerdings wurde mir gesagt, dass euer Grundstück immer eine feste Größe hat und sich eben nicht weiterentwickelt.
Spannend ist, wie euer Haus in der Nachbarschaft präsentiert wird. Denn das ist nicht eins zu eins die gleiche Optik, die euer Bau innen hat. Das liegt darin begründet, dass sie dem Innenausbau mehr Freiheiten bieten wollen, als das Grundstück ermöglicht. Allerdings soll es viele verschiedene optische Auswahlmöglichkeiten geben, um euer Haus in der Nachbarschaft zu zeigen. Diese sollen möglichst nah an die möglichen Innenausbauten kommen, werden aber eben nicht zwingend identisch sein.
Das Housing insgesamt ist als Evergreen-Feature für WoW gedacht. Es soll über die kommenden Jahre und Erweiterungen immer weiter ergänzt werden, mindestens durch neue Dekorationen und Events. Ob es zukünftig neue Umgebungen für die Nachbarschaften geben wird, dazu wollten die Entwickler jetzt noch nichts sagen.
Alle Details aus dem Artikel und etwas Gameplay von der Messe könnt ihr euch in diesem Video anschauen: