EVE Online bekommt die neue Erweiterung Equinox. Die spielt sich hauptsächlich im gefährlichen Nullsec-Bereich ab und stellt erste Verbindungen zum Shooter EVE Vanguard her. Passend dazu standen uns Creative Director CCP Burger, Game Director Snorri und Community Developer CCP Swift Rede und Antwort.
Was passiert in EVE Online? Die nächste Erweiterung von EVE Online hört auf den Namen Equinox und erscheint bereits heute, am 11. Juni 2024. Sie bringt viele Änderungen im Nullsec-Bereich mit sich und liefert ein komplett neues Skin-System.
Passend zu EVE wird sich dieses Skin-System als neue Möglichkeit etablieren, ISK, die Währung des Spiels, zu verdienen. Denn ihr könnt die Skins für eure Schiffe völlig frei erstellen und die Blaupausen für eure gebastelten Outfits im Markt verkaufen. Dafür wurden eigens 4 neue Skills kreiert, die euer Pilot lernen kann.
Mit der Ankündigung der Erweiterung standen aber natürlich auch viele Fragen im Raum. Denen haben wir uns angenommen und mit Creative Director CCP Burger, Game Director Snorri und dem Community Developer CCP Swift gesprochen. In einem 45-minütigen Interview konnten wir einige Informationen herauskitzeln und klären die Frage, warum genau jetzt der beste Zeitpunkt ist, um EVE Online zu spielen.
Einen ersten Blick auf Equinox könnt ihr hier werfen:
Inhaltsverzeichnis
- 1 „Wir haben die Kontrolle verloren, aber wir holen sie uns zurück“
- 2 Der Shooter EVE Vanguard bekommt erste Anbindungen
- 3 Mehr PvE-Content im PvP-Gebiet – und Skins
- 4 „Als neuer Spieler denke ich wirklich, es gab noch nie einen besseren Punkt, um einzusteigen“
- 5 „EVE Online ist das wichtigste Kunstwerk im 21. Jahrhundert – und du kannst ein Teil davon sein“
„Wir haben die Kontrolle verloren, aber wir holen sie uns zurück“
Was verändert sich in Nullsec? In erster Linie kommen gleich drei neue Gebäude in den Nullsec-Raum. Das sind die Systeme in New Eden, in denen es praktisch keine Regeln gibt. Die Piloten können dort mehr oder weniger anstellen, was sie wollen. Und genau das hat CCP jetzt noch erweitert und bietet vor allem mit dem Skyhook und den Moondrill spannende neue Möglichkeiten.
Der Skyhook verbindet dabei zwei Planeten und erschafft die Möglichkeit, die Ressourcen dieser Planeten effektiver abzubauen, als das bisher notwendig war. Der Moondrill wiederum baut passiv und dauerhaft, ohne das Zutun von Spielern, Ressourcen eines Planeten ab. Beide können von Corps, also „Gilden“, gebaut und natürlich auch zerstört werden.
Damit das funktionieren kann, führt EVE auch neue Ressourcen ein, die die neuen Gebäude für die Produktion benötigen. Für CCP Swift ist das sogar das Highlight der Erweiterung: „Ich denke, das ist mein Lieblingsteil. Ein ganz neuer Level an Herausforderung für die Spieler. EVE ist ein 21 Jahre altes Spiel, wie oft haben wir neue Ressourcen hinzugefügt? Das ist wirklich nur 4 oder 5 Mal passiert. Das macht [Equinox] für mich so aufregend“.
Warum gibt es diese Änderungen? Wir haben gefragt, warum es diese Änderungen jetzt gibt. Also erst nach über 20 Jahren. Und die Antwort ist – Freiheit. Oder eben gerade nicht.
Creative Director CCP Burger sagt dazu: „Es gibt eine sehr lange Geschichte dahinter. Peter [CCP Swift] und ich haben schon vor langer Zeit angefangen, daran zu bauen. […] Irgendwann wurde daraus diese Trennung aus High-Sec, Low-Sec und Null-Sec und wir konnten nicht mehr alles auf einmal erledigen. […] Vor 3 Jahren haben wir dann damit angefangen, mehr Richtung Autonomie zu gehen […] das wurde in der Oracle-Era fairerweise etwas schlecht.
Da wollten wir irgendwo Einfluss nehmen, das ist ja eigentlich Game Design. Und wir wollen gutes Game Design haben. […] Mit den neuen Änderungen haben wir die Möglichkeiten gesetzt, diesen Einfluss auch in den nächsten 20 Jahren sinnvoll auszuüben und solche ‚Autounfälle‘, wie in der Vergangenheit, zu verhindern. Ein freier Markt kann von alleine laufen, aber wir sind jetzt praktisch die unsichtbare Hand des Marktes, wir mussten nur ein wenig sichtbarer sein.
Letztlich kann man sagen, wir wollen, dass Spieler alles kontrollieren können, was sie wollen. Aber eben mit bestimmten Limitierungen. Ich denke, wir haben die Kontrolle verloren, aber jetzt holen wir sie uns zurück. Und geben den Spielern gleichzeitig wieder mehr Freiheiten.“
Der Shooter EVE Vanguard bekommt erste Anbindungen
Was hat es mit Vanguard auf sich? Im Rahmen von Equinox erhält auch der Standalone-Shooter EVE Vanguard ein Update. Die Beta des Unreal-5-Spiels erhält eine neue Karte und das nicht zufällig. Denn mit Equinox beginnt die Verbindung beider Spiele. Denn in Vanguard könnt ihr bald Fortschritte für EVE sammeln. Ein erstes Beispiel dafür, wie die Spiele im selben Universum in Zukunft zusammenwachsen sollen.
Die Idee kam eigentlich spontan und aus Mangel an Alternativen, bietet nun aber grandiose Features für beide Spiele. So erklärt Game Director Snorri: „In einer vergangenen Version haben wir an verschiedenen Möglichkeiten herumexperimentiert, wie die Piloten an die neuen Ressourcen kommen. Das war praktisch eine Pre-Pre-Verbindung zwischen den Spielen. Wir haben überlegt, was ist mit den Sonnen? Oder den Energy Rifts? Oder dem Abyss? Und der eleganteste Weg das zu lösen, war es eben nicht so zu machen. Geht einfach auf die Planeten.
Wir haben Planeten! Und als wir das realisiert haben, war es wie eine Erleuchtung in diese Art von Gameplay, aber auch in die starke Umgebung. Es war ein einfaches 2 in 1 für uns, würde ich sagen.“
Wie entwickelt sich die Verbindung weiter? Langfristig sollen beide Spiele voneinander profitieren. Damit das gelingt, muss eine sozioökonomische Verbindung zwischen den Spielen entstehen, so Snorri. „Wir wollen Aktivitäten, die tatsächlichen Einfluss haben“.
Das soll auf der einen Seite für ein Gefühl sorgen, als könne man durch jede Tat im Spiel tatsächlich etwas verändern. Sei es auch eine noch so kleine Sache am anderen Ende des Universums. Weiter gedacht müssen die beiden Spiele in derselben Welt dann sinnvoll ökonomisch verbunden werden. Gerade in den Details dieser Verbindung ist sich CCP aber selbst noch nicht sicher, wie sie am Ende genau aussehen sollen.
Ein erster Schritt sind dafür die Skyhooks im Nullsec, die mit Equinox ins Spiel kommen. „[Dadurch] haben wir volle Kontrolle über den wirtschaftlichen Austausch zwischen beiden Spielen. Wichtig ist auch der soziale Part. Wir streben ein vollumfängliches Clan-System für Vanguard und eventuell sogar Allianzen [mit EVE Corps] an“, so Snorri.
Mehr PvE-Content im PvP-Gebiet – und Skins
Was erwartet einen neuen Spieler in Equinox? Im Interview haben wir auch das neue Skin-Feature angesprochen und haben gefragt, ob das nicht unfair für neue Spieler wäre. Doch auch dafür hat sich CCP etwas einfallen lassen.
Die ersten Materialien für neue Skins könnt ihr relativ schnell besorgen. Noch dazu sind kleine Schiffe schneller und günstiger zu skinnen als gigantische Titanen. Zudem gibt es einen Unterschied zwischen einmal Skins, die schnell und billig zu kriegen sind, und Blaupausen für Skins, die schwierig zu ergattern sind.
Dennoch kann jeder neue Spieler sich vergleichsweise schnell einen eigenen Skin bauen, das sei wichtig. Denn mit den neuen Skills steht euch nun auch der Weg offen, in EVE hauptberuflich Skin-Designer zu sein, egal, wie abstrus diese Skins auch aussehen werden. Denn CCP weiß selbst auch noch nicht, was die Spieler mit all dem anfangen.
So sagt Creative Director CCP Burger: „Diese Dinge sollen euch mehr Sinn geben, mehr Ziele, mehr Handlungsspielraum und mehr Besitz über den Raum um euch herum und euer Schiff. Gleichzeitig wird das die Meta durchschütteln und wir haben auch noch keine Ahnung, was dabei rauskommt. […] Die Erweiterung an sich ist ein großer Call-to-Action und wir werden viele Explosionen sehen. Wir sehen wunderschöne Killmails, wir sehen knall pinke Skins und ganz ehrlich, was will man mehr?“
Mehr und schwieriger PvE-Content: Zudem erscheinen mit den Forsaken Sanctums neue, schwierige PvE-Inhalte, die sich am besten in Gruppen lösen lassen. Das sind nicht nur eine Art von besonders kniffligen Dungeons, sondern sie lassen sich auch eskalieren, um große Events daraus zu machen.
Das alles findet jedoch im Nullsec statt, wo mit den neuen Silo-Diebstahl-Mission und andere Aktivitäten natürlich auch viel PvP im Gange ist. Man möchte den Nullsec auch nicht irgendwie in Richtung PvE stülpen, aber: „Nullsec ist das Brot und die Butter für Allianzen, und wir möchten ihm mehr Geschmack und mehr Abwechslung beisteuern“, so CCP Swift.
Außerdem erklären die Entwickler, dass man in der Spielerbasis einen kleinen Shift Richtung Nullsec vermutet. Mit den letzten Erweiterungen habe man viel im Lowsec verändert und einige Leute, die sich dort eigentlich nicht aufhielten, kamen plötzlich dazu. Die Entwickler hoffen auf eine ähnliche Reaktion mit den Änderungen im Nullsec, die mit Equinox übrigens erst anfangen.
„Als neuer Spieler denke ich wirklich, es gab noch nie einen besseren Punkt, um einzusteigen“
Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um mit EVE anzufangen? Genau das wollten wir auch von den Entwicklern wissen, und lassen sie am besten selbst zu Wort kommen. So antwortet Game Director Snorri darauf: „Es gab noch nie einen besseren Zeitpunkt, als jetzt. Natürlich wird das Spiel immer besser, aber wieso genau jetzt? Ich denke da als Erstes an die neuen AIR Opportunities [eine Art Daily-Quest-System]. Da stecken eine Handvoll super versteckter Juwelen drin. Ein Beispiel ist die Informationen, die [neue Spieler jetzt] direkt an Gates bekommen.
Es ist jetzt viel klarer, welche Schiffe für was genutzt werden können. Die ganze neue UI und das Theme, welches wir mit der Erweiterung einführen, machen den Anfang mit Schiffen prominenter und besser verständlich für neue Spieler. Also als neuer Spieler denke ich wirklich, es gab noch nie einen besseren Punkt, um einzusteigen. Wenn es nur wegen der neuen UX ist, dem neuen Onboarding, oder den neuen Corp-Projekten, die Corps wirklich dabei unterstützten, neue Spieler aufzunehmen.
Auch, wie wir den Weg in Lowsec mit den letzten Erweiterungen geebnet haben. Wenn ihr also eine wirklich coole PvP oder PvE-Erfahrung haben möchtet, ist das jetzt ziemlich einfach und Newbie-freundlich. Ihr könnt einfach in eine Flotte gehen und coole Inhalte genießen.
Wir spielen sogar mit den Incursions herum, das ist High-End-PvE-Content. Der ist jetzt viel erreichbarer für neue Spieler und wir haben viele Dinge repariert. Wenn du ein neuer Spieler bist, oder ein Rückkehrer, gibt dir diese Erweiterung so viel, das gab es bisher noch nicht.“
Welche Hindernisse gibt es für neue Spieler? Viele Spieler fühlen sich von der Komplexität EVEs erschlagen, das ist auch den Entwicklern bewusst. Mit einer völlig neuen UI versucht man in Equinox, dieses Hindernis aus dem Weg zu schaffen.
Das alte System hielt neue Spieler relativ lange in der Raumstation fest, man musste einige Systeme verstehen, die man noch gar nicht großartig verstehen konnte. Mit den neuen AIR Goals will man daran arbeiten, so die drei im Interview.
Es soll schnell klar werden, welche Aufgaben ich erledigen kann und welche Pfade ich einschlagen möchte. So soll es zukünftig jedem, wirklich jedem Spieler möglich sein, 2 der 4 vorhandenen Pfade abzuschließen und das ohne größeren Aufwand.
Das Ziel sei es, die Spieler ins Weltall zu kriegen und nicht so lange in Stationen zu binden. Dabei helfen sollen auch die neuen, täglichen Aufgaben und Login-Belohnungen. Dabei handelt es sich meist um Missionen, die schnell und einfach abzuschließen sind, aber von mir verlangen, den Hangar zu verlassen.
Auch Corps, die Gilden EVE Onlines, können jetzt bessere und automatische tägliche Aufgaben für ihre Mitglieder erstellen, das soll unter anderem das Gemeinschaftsgefühl stärken. Habe ich z.B. als Corp 60 Schiffe von Typ X in meiner Flotte, kann ich eine automatische Quest generieren, verlorene Schiffe dieses Typs nachzuproduzieren. Das ist sinnvoll und lässt jeden Spieler für sich selbst und auch in kleinen Gruppen bedeutender wirken.
„EVE Online ist das wichtigste Kunstwerk im 21. Jahrhundert – und du kannst ein Teil davon sein“
Warum überhaupt EVE Online spielen? Falls die vorherigen Punkte noch nicht genug überzeugen, haben wir einmal genau nachgehakt. Was möchten die Entwickler noch loswerden? Was wollen sie euch, unseren Lesern, am liebsten mitteilen? Darauf antwortet zuerst Game Director Snorri:
„EVE erlebt gerade einen Aufschwung und ich denke, das gibt uns allen mehr Selbstvertrauen, in die Zukunft zu investieren und immer wiederzukommen. Es gibt ein Revival in der Community und ich denke wirklich, man sollte heute dazu kommen und ein Teil davon sein. Denn wir geben sicher nicht an unserem 20. Geburtstag auf, und auch nicht im Jahr danach.“
Mehr über EVE Equinox hört ihr übrigens auch in unserer Podcast-Folge 45:
Dem schließt sich CCP Burger an: „Wir sind sehr Feedback getrieben, also brauchen wir auch Spieler, die dazu kommen und uns Feedback geben. Ich meine, es ist nie zu spät, um zu starten. Klar, EVE ist keins dieser Spiele, in denen du ein Diamantschwert bekommst und alles töten kannst. Aber es gibt einen Sinn für jeden. Es gibt ein Ziel für Jeden. Und wenn du deine Corp findest, ist da jemand, der genau dich braucht. Wieso ist jetzt also nicht die richtige Zeit, EVE zu spielen?
Außerdem kannst du Teil der wichtigsten Saga sein, die im 21. Jahrhundert geschrieben wird. Ich denke, [EVE] ist das wichtigste Kunstwerk des 21. Jahrhunderts und du kannst genau jetzt ein Teil davon sein.“
CCP Swift findet die abschließenden Worte: „Nach meinem besten Wissen ist EVE das einzige Spiel, bei dem Geschichtsbücher über die Taten der Spieler geschrieben werden. Wir starten gerade erst. Wir bringen neue Herausforderungen und Ressourcen [ins Spiel] und du kannst buchstäblich der Spieler sein, der das nächste Kapitel schreibt.
Jeder startet ganz unten, also spring einfach rein und wer weiß? Vielleicht wirst du das Schiff bauen, dass die Kettenreaktion auslöst, die das nächste Buch schreibt.“
Was haltet ihr von Equinox? Kann euch die Erweiterung zurück oder gar zum ersten Mal nach New Eden ziehen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare hier auf MMO News.
EVE Online findet ihr übrigens auch in unseren 5 besten Sandbox-MMORPGs 2024.