In der letzten Juni-Woche lief die aktuellste Beta des Shooters EVE Vanguard. Dieser soll langfristig an EVE Online angekoppelt werden und zeigt bereits in der Beta die nötigen Mechaniken. Mark hat Vanguard nun 5 Stunden gespielt und zieht ein erstes Fazit.
Was ist EVE Vanguard? CCP Games, das Studio hinter EVE Online und Vanguard, beschreiben ihren Shooter als „Sci-Fi-Sandbox FPS“. Darunter kann man sich ziemlich viel und gleichzeitig nichts vorstellen, deswegen starten wir einmal mit den Basics.
Vanguard soll im gleichen Universum wie EVE Online spielen. Diesmal seid ihr in diesem jedoch als Vanguard-Klon unterwegs und nicht als „Capsuleer“ oder Pilot eines Raumschiffes. Infolgedessen spielt EVE Vanguard auch auf den, dank Unreal-Engine-5 wunderschönen, Planetenoberflächen.
Dort werdet ihr in einer sehr weiträumigen, offenen Karte ausgesetzt und könnt Loot suchen und Missionen erfüllen, während ihr es mit NPC-Gegnern und anderen Spielern zu tun bekommt. Das Ganze könnt ihr wahlweise alleine oder mit bis zu drei Spielern erleben.
Von getöteten Gegnern erhaltet ihr dann Biomasse, die ihr entweder nutzen könnt, um euch zu heilen, oder um euch an den Klon-Bänken im Match neue Klone bereitzustellen. Denn Vanguard arbeitet mit einem ausgeweiteten Permadeath-System.
Sterbt ihr, seid ihr tot und verliert alles, was ihr im Match gesammelt und noch nicht auf eine Bank überwiesen habt. Auch diese Stationen findet ihr auf der Map. Habt ihr jedoch genug Biomasse, könnt ihr mit einem neuen Klon in das gleiche Match starten, habt also so gesehen mehrere Leben, wenn ihr nur fleißig lootet.
Habt ihr eure Mission erfüllt oder die Lebenszeit eures Klons fast erreicht, gilt es, von dem Planeten zu verschwinden. Dafür müsst ihr euch einen Extraction-Point suchen und dort kurz überleben, wie man es aus anderen Extraction-Shootern kennt. Doch Vanguard ist mehr als das.
Einen Überblick verschaffen euch die Entwickler auch hier:
Inhaltsverzeichnis
Vanguard hat EVE Online im Blut
Was habe ich gespielt? In der aktuellsten Beta zu Vanguard gab es erstmal eine neue Karte, die mit dem Solstice-Event in EVE Online zu tun hat. Dazu muss ich sagen, dass ich keine der vorherigen Betas spielen konnte und dies mein erster Ausflug in EVE Vanguard war.
Und schon die ersten Schritte haben eine drastische Gemeinsamkeit mit meinen ersten Schritten in EVE Online – ich habe nämlich überhaupt keinen Plan, was eigentlich Sache ist. In der Beta fehlt es bisher an Erklärungen, was absolut okay ist, es ist ja eine Beta. Die ersten Stunden ließen mich jedoch mit einem Gefühl der Überforderung zurück.
Ich startete also das Spiel im Alleingang und bin irgendwo auf einem detaillierten und grafisch ansprechenden Planeten. Die Soundkulisse erschlägt mich förmlich, denn Vanguard sieht nicht nur wunderbar aus, es hört sich auch so an.
Beeindruckt laufe ich also los und erkunde die Welt, loote Container und schaue mich um, bis ich neben mir etwas laufen höre. Ich verhalte mich ruhig, lass den Spieler Geräusche machen, bis ich weiß, wo er genau ist, drehe mich um und staube meinen ersten Kill ab, grandios!
Das hat sich genauso spannend und adrenalingeladen angefühlt, wie ich es aus Hunt: Showdown, Tarkov und Co. gewohnt bin. Auch das Waffen-Handling fühlt sich gut an, das Trefferfeedback ist wuchtig und der Rückstoß ist perfekt zwischen „kontrollierbar“ und „Herausforderung“, zumindest von der einen Waffe, die in der Beta verfügbar war.
Planlos durchs Weltall
Wie lief das erste Match? Wenige Schritte weiter erreiche ich eine Art Mine und nähere mich vorsichtig. Ein Geschützturm eröffnet das Feuer auf mich, doch es gelingt mir, auch ihn zu besiegen. Ebenso wie zwei weitere Spieler, dachte ich. In Wahrheit handelte es sich dabei um NPCs, die diesen Ort bewachten, was ich jedoch erst nach dem Match erfuhr.
Anschließend und in verdienter Ruhe, baue ich ein wenig Erz ab. Ich habe immerhin einen Miner als „Zweitwaffe“ dabei und die zerstörten Erzvorkommen kollabieren nach meinem Zutun mit einem befriedigenden Wumms. Es fühlt sich also gut an, das Erz zu sammeln, jedoch habe ich immer noch keine Ahnung, warum ich hier überhaupt irgendwas mache.
In einiger Entfernung höre ich Schüsse, also packe ich das olle Werkzeug weg, hol die Knarre wieder raus und gehe auf die Jagd. Der Dschungel vom Anfang öffnet sich und zeigt ein Panorama von einem abgestürzten Raumschiff in einer Art Canyon, das zum Erkunden einlädt.
In der Ferne erspähe ich einen anderen Spieler, der in einer Höhle unterhalb des Wracks verschwindet und folge ihm. Ich muss jedoch schnell feststellen, dass besagte Höhle ein verzweigtes Netz aus Tunneln, Gängen und noch mehr Höhlen ist. Auf meinem Weg ballere ich einige NPCs über den Haufen und fühle mich, wie der Terminator persönlich. Die Kämpfe sind dabei selbst gegen die KI-Kumpanen oft angenehm fordernd.
Über Vanguard sprechen wir unter anderem auch in Podcast Folge 52 detailliert:
Das unerwartete Ende: Aus dem Höhlenkomplex entkommen, erblicke ich einen anderen Spieler unter einer Art Schild. Ich pfeffere ihm mein ganzes Magazin entgegen, bis ich merke, dass es tatsächlich ein Schild ist, durch das meine Schüsse nicht durchdringen. Ich greife verzweifelt auf das zurück, was ich schon in Hunt gelernt habe.
Also renne ich mehr oder minder panisch und im Zickzack auf den ebenso überforderten Kollegen zu und schalte ihn gekonnt im Nahkampf aus. Bevor ich Zeit habe, meinen Sieg zu zelebrieren, erscheint jedoch die Meldung „Extraction Complete“ und das Match ist vorbei. Offenbar habe ich in einer Extraction-Zone gekämpft.
Die erste Runde Vanguard ist vorbei und ich hatte wirklich Spaß, verstand jedoch nach wie vor überhaupt nichts. Das konnte ich so natürlich nicht stehen lassen und so folgte Runde um Runde danach.
Vanguard hat Hit-Potenzial, auch ohne EVE
Wie liefen die nächsten Stunden? In den Matches danach lerne ich immer mehr über den Shooter. Ich finde heraus, wie ich Aufträge annehme, abschließe und diese verfolge, Ausrüstung auch aus dem Match heraus bekomme und freunde mich mit den grundlegenden Mechaniken an.
Jeder dieser Aufträge unterstützt dabei eine spezielle Fraktion in EVE und beeinflusst das Geschehen im Weltraum-MMORPG. So kann ich auch als Vanguard-Spieler dazu beitragen, ob in einem EVE Online-Gebiet für Chaos oder Ordnung gesorgt wird. Was jedoch erst der Anfang ist.
Später sollen die Spiele noch mehr ineinander verwoben werden. Es soll Spielübergreifende Corps geben, die Gilden von EVE Online. Tatsächlich soll es sogar möglich werden, als EVE Online-Clan meinen Mitspielern in Vanguard spezifische Quests zu geben. Diese bringen dann die Spieler in beiden Games vorwärts.
Man merkt bereits in der Beta die ersten Grundzüge von dieser Idee und spürt, dass Vanguard fest und tief mit EVE Online verwoben sein wird, was es einzigartig in seinem Konzept macht. Und das ist richtig cool.
Vanguard funktioniert auch alleine: Doch was mich als Shooter-Freund und als jemand, der in EVE nie wirklich weit kam, am meisten freut, ist ein anderer Eindruck aus meinen Stunden in der Beta. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass Vanguard auch ohne EVE Online funktionieren und überleben kann.
Grafik und Sound sind schlichtweg fantastisch, die Waffen fühlen sich mächtig an, der Adrenalinkick den Extraction-Shooter-Fans lieben ist ebenso dabei. Noch dazu gibt mir Vanguard, auch ohne EVE zu spielen, das Gefühl, einer größeren Sache beizusteuern. Das ist auch ohne es vollends zu durchblicken einfach cool.
Vanguard fühlt sich nach 5 Stunden in der Beta an, als hätte CCP das Konzept Extraction-Shooter weiter und größer gedacht. Nachdem ich es selbst gespielt habe, ergibt es für mich nun auch Sinn, weshalb CCP dem Shooter auch nicht dieses Label aufdrücken möchte und lieber bei „Sandbox“ bleibt.
Was bei mir nun bleibt, ist die Vorfreude auf die nächste Beta, zu sehen, wie es mit Vanguard weitergeht. Und ob der Shooter, nach seinem Release, endlich mein Eintrittspunkt in die Welt von EVE werden kann. Das Potential dazu sehe ich nach meinem Wochenendausflug in die Scharmützel von New Eden auf jeden Fall.
Wenn ihr damit hadert, mit EVE anzufangen, können wir euch nach einem Interview mit den Entwicklern Entwarnung geben: EVE bringt große Erweiterung Equinox – Chef sagt uns: „In 20 Jahren gab es nie einen besseren Zeitpunkt anzufangen“