Der Reddit-Nutzer Kevadu war Anfang April wieder verstärkt in Blue Protocol in Japan unterwegs. Da es derzeit wenige gute Informationen im westlichen Raum über das Spiel gibt, hat er in einem langen Artikel die Stärken und Schwächen des MMORPGs aus seiner Perspektive im Reddit zusammengefasst. Wir wiederum kürzen das nochmal runter und fassen euch das Wichtigste auf Deutsch zusammen.
Was sagt Kevadu über den generellen Zustand des Spiels? Zuerst erklärt er, dass Blue Protocol noch lange nicht tot sei – sowohl was die Spielerzahlen angeht als auch den Content, den Bandai Namco nachschiebt. Tatsächlich gibt es jeden Monat mindestens ein Update, das abwechselnd etwas größer und etwas kleiner ausfällt.
- Die kleinen Updates bringen in der Regel neue Dungeons und andere instanziierte Inhalte.
- Die größeren Updates enthalten dann neue Gebiete, neue Story-Kapitel oder zuletzt die neue Klasse Beat Performer, die wir euch hier vorgestellt haben.
Seit dem Release im Sommer 2023 gab es insgesamt bereits zwei neue Klassen, mehrere neue Gebiete, vier neue Story-Kapitel und zweimal eine Erhöhung des Level-Caps. Die letzte Erhöhung gab es Anfang 2024.
Kevadu lobt nicht nur die regelmäßigen Updates, sondern auch die Tatsache, dass die Entwickler auf das Feedback der Spieler hören und viele der Änderungen bringen, die gefordert werden. Er selbst spiele etwa zur Mittagszeit in Japan und habe immer genügend Mitspieler gefunden, um Dungeons zu laufen.
Wie steht es um die Technik des Spiels? Die soll gut, wenn auch nicht überragend sein. Warteschlangen habe es nur rund um den Release gegeben und viele Bugs wurden inzwischen ausgemerzt.
Die Welt an sich ist instanziiert und in jedem Gebiet können nur 30 Spieler gleichzeitig unterwegs sein. Das wäre aber nicht schlimm, weil die Gebiete eher klein ausfallen. In der Welt kommt es wohl zu keinen technischen Problemen wie Lags oder Performance-Einbrüchen, nur in Städten ruckelt es manchmal, weil dort mehr Spieler unterwegs sind. Da dort aber nicht gekämpft wird, sei das kein großes Problem.
Inhaltsverzeichnis
Eine langatmige Geschichte, aber dafür actionreiches Gameplay
Was sagt er über die Story? Er vergleicht sie im groben mit Final Fantasy XIV. Man folgt klaren Questlinien durch die Spielwelt und wird regelmäßig in Dungeons geführt, um sie dort fortzusetzen. Hier kritisiert er, dass man im Story-Modus in der Regel allein oder mit NPCs unterwegs ist. Es wird für den Fortschritt gar kein Matchmaking angeboten. Das gibt es erst, wenn man den Dungeon bereits im Alleingang abgeschlossen hat.
Zudem soll die Story etwas langatmiger und weniger abwechslungsreich sein als beim großen MMORPG von Square Enix. Ursprünglich war es wohl auch so, dass man nur durch das reine Verfolgen der Hauptgeschichte mit den angeforderten Leveln nicht mithalten konnte. Man musste also Dungeons mehrmals laufen oder Nebenaufgaben erledigen. Daran wurde aber inzwischen geschraubt und die Belohnungen der Hauptgeschichte erhöht.
Wie steht er zum Kampfsystem? Das vergleicht er nicht mit FFXIV, sondern mit Monster Hunter. Man hat einen Grundangriff, einen klassenspezifischen Angriff, eine Ultimate, zwei Majin-Fähigkeiten und seit neustem 2×4 Spezialfähigkeiten. Das ist eine der größten Änderungen seit Release, denn damals hatte man nur 4 Fähigkeiten. Inzwischen wurde eine zweite Leiste hinzugefügt, durch die man hin und her wechseln kann – also ähnlich wie beim Waffenwechsel in ESO, GW2 oder New World.
Die Kämpfe sind actionreich und durch die – inzwischen vorhandene – Vielzahl von Fähigkeiten, folgt man einer gewissen Rotation. Es gibt zudem eine Ausdauerleiste, die aber nur für das Ausweichen und Springen genutzt wird.
Bei den Majin-Fähigkeiten betont er, dass diese ideal sind, um Schwächen in der Gruppe auszumerzen, etwa mit Heilung oder durch DPS-Buffs. Alle haben theoretisch Zugriff auf alle Majins. Allerdings erfährt man beim automatischen Matchmaking erst nach dem Start, welche Majins die Mitspieler ausgewählt haben. Im Dungeon kann man diese jedoch nicht mehr wechseln.
Blue Protocol folgt zwar keiner strengen Holy Trinity, aber es gibt durchaus Klassen, die eine Rolle neben dem DPS ausfüllen können. Der Weitläufer etwa kann Heilen und der Klingenhüter kann tanken. Mehr zu den Klassen erfahrt ihr hier: Alles zu den 7 Klassen in Blue Protocol.
Die Dungeons waren zu leicht, der Raid ist noch zu dumm
Was sagt Kevadu über die Instanzen? Blue Protocol hat sehr viele Dungeons, doch die meisten seien es nicht wert, dass man sich an sie erinnert, weil sie kaum Highlights bieten im Vergleich zu Dungeons in anderen MMORPGs. Die riesige Anzahl führt auch dazu, dass man manchmal keine Spieler für bestimmte Instanzen findet, weil sich die Spielerschaft zu sehr aufteilt. Eine zufällige Warteschlange wie in ESO oder WoW gibt es derzeit nicht.
Die normalen Dungeons sind in der Regel viel zu leicht und bieten keine Herausforderung. Manche haben jedoch einen Hardmode, bei dem die Gegner schwieriger werden und es zudem ein strengeres Zeitlimit gibt. Die sollen knackig sein. Generell soll Bandai Namco seit dem Release stärker darauf bedacht sein, eine Herausforderung ins Spiel zu bringen. Dazu zählte etwa der neue „Sudden Death“-Modus, zu dem Kevadu aber nicht viel sagen kann, weil die Eintrittsvoraussetzung fast der besten erspielbaren Ausrüstung von Blue Protocol entspricht.
Neben den klassischen Dungeons und dem Sudden-Death gibt es die Rush-Battles, eine Arena in der Wellen von Feinde bekämpft werden, und den Turm, wo man sich durch mehrere Etagen mit immer höheren Schwierigkeitsgraden kämpft.
Hier könnt ihr euch aktuelles Gameplay aus der Instanz Khatoum Sandstone Corridor anschauen:
Zudem besitzt das MMORPG einen „Raid“, der aber nicht der klassischen Vorstellung entspricht. Es handelt sich um einen instanziierten Weltboss, den 30 Spieler bekämpfen – allerdings nur zu bestimmten Uhrzeiten. Die Spawnzeiten sollen sich auf „ein paar Mal am Tag“ beschränken und zudem sei der Kampf, wenn man einmal das Muster verstanden hat, sehr einfach. Im Laufe der Zeit wurde ein zweiter „Raid“ eingeführt, bei dem es sich aber um einen „Reskin des ersten Bosses“ handeln soll. Kevadu bezeichnet diese Kämpfe als „fürchterlich“, vor allem weil es hier einen Bug geben soll, bei dem die Instanz gelegentlich einfriert.
Der Ausrüstungsprozess und der Verzicht auf Life Skills
Wie rüstet man seinen Charakter aus? Die Ausrüstung besteht aus:
- Einer Waffe – mit dem besonderen Plug-System
- Enhance-Imajins – die gewissermaßen die Rüstung widerspiegeln und Stats verleihen
- Battle-Imajins – die die beiden Imajin-Skills bestimmen
Das Aussehen des Charakters hat mit all dem wenig zu tun. Cosmetics sind eine ganz eigene Kategorie, allerdings ohne Stats.
Das komplexeste System bei der Ausrüstung sind die Waffen. Die gibt es in verschiedenen Stufen und je höher die Stufe, desto besser die Waffe. Jede Waffe hat allerdings ein Element-Effekt und idealerweise entspricht das Element der Waffe dem der Klassenfähigkeiten. Alternativ kann man das Element nutzen, dass besonders effektiv gegen den jeweiligen Gegnertypen ist – ähnlich wie in Pokémon.
Zudem kann jede Waffe 1 bis 4 Plug-Slots haben. Bei den Plugs handelt es sich um Verbesserungen, die der Waffe hinzugefügt werden können. Die Anzahl dieser Slots ist jedoch zufällig beim Drop der Waffe und auch bei der Herstellung, wobei man hier Items kaufen kann, die die Chance erhöhen.
Passend dazu gibt es ein Tuning-System, bei dem man die Anzahl der Plugs auf einer Waffe neu auswürfeln kann. Die Items dafür sind jedoch sehr selten oder im Shop erhältlich. Zudem gibt es sogenannte Fähigkeitstickets, mit denen man beim Auswürfeln festlegen kann, welche Plugs man behalten möchte, wenn sie einem gut gefallen. Je mehr man behalten möchte, desto mehr Tickets benötigt man.
Seit dem Release wurde aber auch am Ausrüstungsprozess etwas verändert. So könnt ihr nun eure Waffen und Imajins von 0 bis +5 aufwerten. Dafür benötigt ihr genau das jeweilige Duplikat zu dem Item, was dazu führt, dass ihr alles 12 Mal farmen müsst. Die Aufwertungen können in höheren Stufen fehlschlagen, allerdings werden dabei keine Items verbraucht oder zerstört. Man verliert lediglich die eingesetzte Ingame-Währung bei jedem Versuch.
Obwohl man nun mehr Items farmen muss, soll sich der Grind nicht wirklich erhöht haben. Bandai Namco hat nämlich passend dazu die Drop-Chancen der Items erhöht.
Einen Überblick über die neue Klasse Beat Performer könnt ihr euch hier verschaffen:
Was sagt er über Life Skills? Die typischen Life Skills wie Kochen, Bergbau oder Schmied gibt es in Blue Protocol nicht. Und das bedauert er. Zwar kann man Pflanzen in der Spielwelt aufsammeln und es gibt auch ein Minispiel beim Angeln, doch ihm persönlich fehlt dieser Spielinhalt sehr. Er bringt eine Nebenaufgabe, die in dem MMORPG jetzt einfach fehlt. So gäbe es im Grunde nur Inhalte, die auf das Kämpfen wert legen.
Er betont zudem, dass es keinen Spielerhandel und kein Auktionshaus gibt. Man müsse alle Pflanzen und Materialien selbst sammeln, was durchaus nervig sein kann.
Nerviges Gacha und problematische Season-Pässe
Bei der Monetarisierung betont Kevadu, dass es viele Missverständnisse gebe. Blue Protocol ist Free2Play mit einem Shop und einem Gacha-System. Das Gacha-System fokussiere sich jedoch auf kosmetische Inhalte. Manchmal gibt es auch andere Items mit dabei, die seien aber fast immer Schrott. Lediglich die Fähigkeiten-Tickets und die Tuning-Tickets bringen einen echten Vorteil und auch sie sind eine Belohnung in dem Gacha-System. Das fühlt sich ein bisschen nach Pay2Win an, auch wenn man sich beide Ingame erspielen kann.
Das wirkliche Problem an dem Gacha-System sollen jedoch die hohen Kosten und die niedrigen Chancen sein. Oft gibt man Geld aus und bekommt dafür gar nicht das, was man gerne haben möchte. Er würde es bevorzugen, wenn man Outfits direkt kaufen könnte. Allerdings bekäme man immerhin ein paar kostenlose Gacha-Rolls über Login-Belohnungen und das Adventure-Board.
Das wirkliche Problem sind jedoch die Season-Pässe. Diese enthalten Kosmetika, Ingame-Währung und Gacha-Tickets. Zudem gibt es in der Premium-Version besondere Kampf-Imajin, die nur dort erhältlich sind. Er gilt derzeit als Best in Slot-Item. Und um diese zu bekommen, müsse man nahezu jeden Tag die Daylies und zudem alle Wochen- und Saison-Quests erledigen. Das sei ein riesiger Aufwand. Alternativ kann man natürlich Geld ausgeben, um sich Stufen zu erkaufen.
Er bezeichnet dieses System ganz klar Pay2Win und das von der üblen Sorte, weil man den Premium-Pass und oft noch zusätzlich Stufen kaufen muss. Allerdings hofft Kevadu, dass Amazon hier für die globale Version eine Änderung vornimmt.
Housing soll kommen, ein Release-Date bei uns fehlt noch immer
Was passiert in der Zukunft? Bandai Namco hat mit dem letzten Update einen Teaser veröffentlicht, in dem sie ein Housing-System präsentiert haben. Zudem sollen weitere neue Gebiete und Story-Kapitel erscheinen.
Ein Release-Datum für uns im Westen gibt es aber weiterhin nicht.
Was sagt ihr zu den Beschreibungen des Spielers? Klingt Blue Protocol für euch deshalb interessanter, weniger interessant oder habt ihr all das schon gewusst? Schreibt es gerne in die Kommentare.
Bandai Namco fasste im letzten Quartalsbericht für 2023 die Zahlen zu Blue Protocol nicht unbedingt positiv zusammen: Das neue MMORPG Blue Protocol enttäuscht in Japan: „Haben Verluste mit neuen Online-Titeln“.